Netzwerk Theater
und Schule

Residenzen

Zug um Zug

Einleitung

Das vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst aus Mitteln der Kulturellen Bildung geförderte Residenzprogramm stellt eine qualitative Weiterentwicklung von FLUX dar. Die Residenzprojekte sind speziell für ländliche Räume konzipiert, legen den Fokus auf intergenerationale Begegnungen und begleiten künstlerisch den demografischen Wandel auf dem Land. Jede Residenz ist geprägt durch die Besonderheit des Ortes, durch die künstlerische Handschrift der Theaterschaffenden und durch die Diversität der Beteiligten. Seit dem Start der temporären Theaterresidenzen im Jahr 2015 haben sich unterschiedliche Künstler:innen meist über mehrere Jahre in einer Gemeinde mit den verschiedensten Fragestellungen beschäftigt.

Die Projekte suchen sich ganz unterschiedliche Orte des Sichtbarwerdens: auf dem Marktplatz, in Leerstandsräumen, Containern, Schulen oder auf der Leinwand im Gemeindesaal. Die Residenzen sind auf drei Jahre angelegt und werden zum Austausch sowie im Sinne des Netzwerkgedankens von FLUX auf der FLUX-Plattform zusammengeführt.

2017 wurde das FLUX-Residenzprogramm 2016 nominiert für den Preis „DER OLYMP – Zukunftspreis für Kulturbildung“ der Kulturstiftung der Länder.

FLUX säen, Kunst ernten

Andiamo­Kollektiv

Foto: Ulrich Herding

Biografien am Waldhof
Partner: Gemeinde Greifenstein

Im Fokus der Residenz des AndiamoKollektivs (Eva Schorndanner und Bernardo Sánchez Lapuente) liegt die jüngere Geschichte des Waldhofs in der Gemeinde Greifenstein als Kindheits-, Arbeits-, Lebens- und Heilungsort. Ab 1900 entstand am Waldhof eine Heilstätte für Tuberkulose, aus der sich im Laufe des Jahrhunderts eine Lungenfachklinik entwickelte. Mit der Schließung 2006 und dem endgültigen Weggang der Klinik Anfang 2021 gingen nicht nur zahlreiche Arbeitsplätze für die Menschen aus Greifenstein und Umgebung verloren, sondern auch ein großer Lebensraum, denn viele Mitarbeiter:innen hatten mit ihren Familien selbst am Waldhof gelebt.

Im letzten Residenzjahr arbeitet Eva Schorndanner weiter zum Thema „Weibliche Biografien am Waldhof“ mit dem Fokus literarisches Schreiben. Dabei bindet Sie Menschen und Gruppen aus der Region ein und öffnet den Waldhof als Begegnunsstätte. Bei Bernardo Sánchez Lapuente ist, neben der Fortsetzung und Erweiterung seiner im letzten Jahr ins Leben gerufenen Theatergruppe, die zweite Auflage des „Dia de Muertos“-Festivals im November Mittelpunkt seiner Arbeit.

  • © Bernardo Sánchez Lapuente
  • © Bernardo Sánchez Lapuente
  • © Bernardo Sánchez Lapuente
  • © Bernardo Sánchez Lapuente

Andiamokollektiv | 2023
Partner: Gemeinde Greifenstein
Das AndiamoKollektiv beschäftigte sich im Residenzjahr 2023 vor allem mit der Geschichte des Waldhofes. Bernardo Sánchez Lapuente hat ausgehend von dem Friedhof auf dem Gelände über Ahnen geforscht. Wer hat auf dem Friedhof die letzte Ruhe gefunden? Welche Geschichten über Ahnen versammeln sich in der Gemeinde.
Eva Schorndanner arbeitet mit Kindern an einem Stück über weibliche Biografien am Waldhof und hat zum Beispiel die Geschichte der Ärztin Anna Liebe, Tochter des Klinikgründers Dr. Liebe, erzählt.
Grundlage für beide Arbeiten ist das Archiv von zurückgelassenen Unterlagen aus der Zeit des Waldhofes als Lungenfachklinik für an Tuberkulose erkrankte Patient:innen.
Im Rahmen eines Festivalswochenendes „Festival der Toten“ angelehnt an die mexikanische Tradition des Día de muertos wurden beide Arbeiten präsentiert und versammelten sich Anfang November Künstler:innen, Musiker:innen, Teilnehmer:innen und eine interessierte Öffentlichkeit aus den umliegenden Gemeinden im Waldhof in Greifenstein.

  • Foto: Jan Bosch
  • Foto: Ulrich Herding
  • Foto: Ulrich Herding
  • Foto: Ulrich Herding
  • Foto: Ulrich Herding
  • Foto: Ulrich Herding
  • Foto: Ulrich Herding
  • Foto: Ulrich Herding

Andiamokollektiv | 2022
Partner: Gemeinde Greifenstein
Der Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit von Eva Schorndanner und Bernardo Sánchez Lapuente im ersten Residenzjahr lag auf der Geschichte des Waldhofes als Ort der Kindheit. Dabei soll der Brückenschlag zwischen Kindern und Jugendlichen der Gemeinde heute und den Erfahrungen von Ehemaligen und ihrer Kindheit auf dem Waldhof gemacht werden. Mittels Interviews wurden die Perspektiven ehemaliger Bewohner:innen des Waldhofs eingefangen und das entstandene Material von Kindern und Jugendlichen aus der Umgebung künstlerisch weiterverarbeitet.

Dafür wurde mit zwei Gruppen gearbeitet. Eine Gruppe aus Kindern im Grundschulalter erforschte das Gelände und entwickelte Fragen und Vorstellungen an Kinder, die vor 50 bis 70 Jahren als Kinder auf dem Waldhof gelebt haben. Welche Spiele wurden gespielt, welche Räume waren zugänglich und wurden wofür genutzt. In einer Aufführung wurden die Ergebnis einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert.

Die zweite Gruppe bestehend aus Jugendlichen widmete sich dem Waldhof in einer Fantasiereise geknüpft an die in Archiven historisch belegten Ereignisse im Waldhof. So entstand ein Audiowalk, der über das Gelände führt und an verschiedenen Stellen Einblicke in die Texte der Jugendlichen und die Geschichte des Ortes gibt. Der Audiowalk ist jederzeit bei einem Besuch im Waldhof verfügbar und mit einem QR-Code unabhängig abruf- und erlebbar.

Decker & Spahn

Foto: Helene Payrhuber und Patrizua Schuster

1,5 Grad oder die Verwandlung der Welt
Partner: Gemeinde Schwalmstadt

Unter dem Zeichen des Klimawandels sollen in der Residenz des Marburger Kollektivs Decker & Spahn (Anne Decker und Lea Spahn) fiktive Zukunftsvisionen erforscht werden: Wie stellen sich die Bewohner:innen eines Ortes ihre Lebenssituation in zehn Jahren vor?
Die Künstler:innen möchten sowohl den nachwachsenden als auch den erwachsenen Generationen Gehör geben und ihre (Zukunfts-)Geschichten hör- und sichtbar in das Ortsbild einfügen.

In den letzten zwei Jahren hat sich für die Futurnautinnen (alias Anne Decker und Lea Spahn) eine neue Stadtkarte entwickelt: eine Karte der ‚Subkulturen‘. In ländlichen Räumen, wie in Schwalmstadt, gibt es wenige institutionalisierte Kulturhäuser. Kultur und Kunst finden viel durch private Initiativen und temporäre Strukturen statt. Dabei wollen die Futurnautinnen untersuchen, welche temporären Öffentlichkeiten als gemeinschaftsstiftende Momente funktionieren und haben zu Beginn des Jahres zu einer Kulturwerkstatt eingeladen, um Initiativen zu verbinden, sich gegenseitig zu informieren und auch für gemeinsame Aktionen verbünden zu können. Das Thema „Räume“ wird sie auch weiterhin thematisch begleiten.

  • Foto: Jan Bosch
  • Foto: Jan Bosch
  • Foto: Jan Bosch
  • Foto: Fabian Zimmer

Decker&Spahn | 2023
Partner: Gemeinde Schwalmstadt
Unterstützt vom Bauamt der Stadt Schwalmstadt und im Rahmen des Programms „Imagine Schwalmstadt – oder warum soll ich hier bleiben“ haben die Futurnautinnen eine interaktive Performance im öffentlichen Raum „Aufbruch in die Zukunft“ gezeigt. Dabei ging es um die Beziehung der Bewohner:innen zur Innenstadt: 5 Menschen aus dem Publikum wurden eingeladen, spontan eine Rolle in einer fiktiven Bürger:innenkonferenz zu übernehmen und zu lesen. Der Text der Bürger:innenkonferenz beruhte auf Interviews und Erlebnissen der Futurnautinnen in Schwalmstadt-Treysa. Im Anschluss wurde an einer langen Tafel gleich weiter diskutiert.
Mit Schüler:innen der R8 der Schule im Ostergrund untersuchten die Futurnautinnen die Frage „Warum soll ich hier bleiben?“. Die Antworten sind in Collagen seit 19. Juli  in der Innenstadt bei einem Stadtspaziergang zu besichtigen

  • Foto: Soheil Honarmand
  • Foto: Soheil Honarmand
  • Foto: Ulrich Herding
  • Foto: Ines Wuttke
  • Foto: Ulrich Herding

Decker&Spahn | 2022
Partner: Gemeinde Schwalmstadt
Für ihr Residenzprojekt haben Anne Decker und Lea Spahn Bühnenfiguren geschaffen: Die Futurnautinnen! Sie sind Astronautinnen der Zukunft, wollen aber nicht in den Weltraum, sondern die Zukunft in Zeiten des Klimawandels „lokalisieren“. Als Futurnautinnen haben sie im ersten Residenzjahr immer wieder gefragt: Wie stellt ihr euch das Jahr 2032 vor?

Nach ersten Besuchen im Februar, haben Decker&Spahn im Mai mit künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum begonnen und schließlich für zwei längere Phasen in Leerständen vor Ort gelebt und dort die Türen für die Bevölkerung geöffnet. Im Juli wurde dabei ein ehemaliges Café in der Altstadt in das Kulturbüro für Zukunftsfragen mit Futursprechstunde umgewandelt und aus den Gesprächen eine Performance erarbeitet.

Im Herbst besiedelten Decker&Spahn ein Geschäft in der Bahnhofstraße in Treysa für ihre RAUMFÜLLER – eine Offene Upcycling Werkstatt. Gemeinsam mit dem Kollektiv kurg.huhu aus Wien war in der offenen Upcycling Werkstatt Plastik der Ausgangspunkt des künstlerischen Prozesses. Plastik wurde gesammelt und in unterschiedlichen Konsistenzen und Nutzungsweisen erforscht. Für die Abschlusspräsentation wurden drei Plastik-Wesen kreiert und ein Kunststoffteppich mit Schwalmstädter:innen, die Innenstadtspaziergang einluden. Die Plastikwesen sind weiterhin im Unverpacktladen ausgestellt und der Schwälmer Teppich wurde im Rathaus als Geschenk an den neuen Bürgermeister übergeben.

MONSTRA

Foto: Merthe Wulff

AUS DEM WALD RUFEN
Gemeinde: Hessen

Das Frankfurter Kollektiv MONSTRA (Kim Willems, Katharina Speckmann und Gesa Bering) widmet sich einem Ort, der fast die Hälfte Hessens ausmacht: dem Wald – und seinen Schnittstellen und Verknüpfungen zu den Menschen um ihn herum.

Das Kollektiv hat für die Bearbeitung des Themas das Medium Film gewählt. Im letzten Residenzjahr ist neben weiteren Drehs, Interviews und Vermittlungsworkshops vor allem die Fertigstellung des Films im Zentrum der Arbeit. Das bereits entstandene Material wird gesichtet, geordnet und geschnitten, parallel dazu läuft die Suche nach einem passenden Ort für die Filmpremiere Ende des Jahres.

  • © Philip Eichler
  • © Philip Eichler
  • © Philip Eichler
  • © Philip Eichler

M O N S T R A | 2023
Gemeinde: Hessen
Was wissen wir über die Wälder, die uns umgeben, wie wichtig sind sie für uns, was bedroht und wer schützt sie und was ist eigentlich ein Wald? Dazu forscht und filmt das Kollektiv MONSTRA seit zwei Jahren im Rahmen der FLUX-Residenz in den hessischen Wäldern, in Waldkindergärten, Forschungslaboren und Protestcamps, zwischen Mountainbiker:innen und Pilzsammler:innen, im Raum Kassel, im Taunus oder bei Modautal.
Ende November luden sie ihre Gesprächspartner:innen in einen Theaterwald ein, präsentierten erste Filmauszüge, ihre Arbeitsweise mit den unterschieldichen Gruppen und regten Gespräch und Netzwerk verschiedener Waldakteur:innen an.

  • Foto: M O N S T R A
  • © M O N S T R A
  • © M O N S T R A
  • © M O N S T R A

M O N S T R A | 2022
Gemeinde: Hessen
Im ersten Jahr der FLUX-Residenz hat sich das Kollektiv bestehend aus Kim Willems, Gesa Bering, Katharina Speckmann und Eva Streit auf eine Suche begeben nach Menschen, die etwas über den Wald, seinen Zustand, seine Geheimnisse und seine Zukunft erzählen konnten.

Das Wissen über den Wald wurde durch eine Recherche und erste Interviews vertieft. Die Interviews fanden statt u.a. mit Michelle Sundermann, Försterin und Pressesprecherin bei HessenForst, dem Atmosphärenforscher Prof. Dr. Bodo Ahrens, der Biologin Dr. Vera Holland, dem Pilzsachverständigen Harald Sattler, mit Christine Albers vom Naturschutzbund Vogelsbergkreis, mit Umweltaktivist Frank Händeler aus Ulrichstein sowie Konni Stöhr in Schotten und Stefan Pruschwitz in Bad Hersfeld, zertifizierte Waldbademeister:innen, aber auch mit Johannes Weinkauff vom Team “Wheels over Frankfurt”. Alle Interviews wurden filmisch dokumentiert.

M O N ST R A besuchte die Kinder des Waldkindergartens “Kronberger Wurzelkinder” und ließ sich von ihnen einen Wald-Workshop geben. Dabei standen die Regeln für den Umgang mit dem Wald, ihre Lieder und Lieblingsplätze mit dazugehörigen Märchengeschichten im Vordergrund. Der Besuch wurde von Interviews mit Veronika Martin (Vorstandsvorsitzende des Waldkindergartens) und Britta Klickermann, pädagogische Fachbereichsleitung der AWO Obertshausen gerahmt.

Auf der FLUX-Plattform am 1. Dezember 2022 wurde aus dem entstandenen Material ein erster Kurzfilm vorgeführt.

Reise in die Vergangenheit!

Archiv

Studio Studio

Studio Vogelsberg III | 2021
Partner: Gemeinde Grebenhain
Das dritte und letzte Residenzprojekt von Studio Studio baute inhaltlich wie performativ auf dem Residenzjahr 2020 auf. In Interviews und Gesprächen befragten die Künstlerinnen nicht nur die Menschen vor Ort zu den Themen Versammlung und Gemeinwesen in ländlichen Räumen sowie zum Begriff des Gemeinguts. Sie nahmen auch Kontakt zu den amerikanischen Piloten auf, die heute weiter in den USA leben und in Gesprächen und E-Mails ihre Perspektive auf die damaligen Geschehnisse teilten.

In einer mehrtägigen Ideenwerkstatt, die von Vorträgen, Workshops und einer Begehung des seit sechs Jahren brachliegenden Fußballplatzes gerahmt war, durchleuchtete das Residenzteam im Anschluss gemeinsam mit den Bewohner:innen lokale Probleme und Fragestellungen und lotete die Vergangenheit und mögliche Zukunft dieses Ortes aus.

Den Abschluss des Projektes bildete die filmische Inszenierung einer großen Sitzung, in der die Bewohner:innen ihre Ideen zur Umnutzung des Sportplatzes vorstellten und miteinander verhandelten.

Projektzeitraum: Juli – Mitte August, September und Dezember 2021, Januar 2022

Studio Vogelsberg II | 2020
Partner: Gemeinde Grebenhain
Studio Studio filmte in Zusammenarbeit mit den Bewohner:innen Grebenhains Videoepisoden, die sich durch dokumentarische Erzählungen von spezifischen Orten ihren Protagonist:innen nähern, und machte in Workshops mittels praktischer und performativer Übungen mit dem Medium Film vertraut.

Fokussiert wurde diesmal der Sportplatz in Volkartshain, dessen Geschichte eng mit dem Flugzeugabsturz eines amerikanischen Aufklärungsflugzeuges im Jahr 1966 verknüpft ist. Die Gemeinde hat die daraus entstandene deutsch-amerikanische Freundschaft umfassend dokumentiert und stellte dem Residenzteam das vorhandene Text- und Bildmaterial zur Verfügung.

Das Material bildete die Grundlage für die anschließende Projektarbeit mit einer Mädchengruppe sowie mit dem örtlichen Sportverein, der sich in dem Jahr nach dem Flugzeugabsturz gründete. So wurde gemeinsam die unmittelbare Umgebung neu reflektiert und imaginiert; es entstanden filmische Portraits zwischen Dokumentation und Fiktion.

Zum Abschluss organisierten die Künstlerinnen eine unter Coronaschutzbestimmungen durchgeführte Abschlussgala im Grebenhainer Bürgerhaus.

Studio Vogelsberg | 2019
Partner: Gemeinde Grebenhain
Gemeinsam mit den Bewohner:innen aller Generationen entstand vor Ort eine sich zwischen Fiktion und Dokumentation bewegende Serie, die in der vermeintlichen Dorfidylle des Vogelsbergs spielt. Hierfür gründeten Ruby Behrmann (Theaterregisseurin und -pädagogin), Evamaria Müller (Klangkünstlerin und Bühnen-/Kostümbildnerin) und Julia Novacek (Filmemacherin und Schauspielerin) das „Studio Studio“ und führten in enger Kooperation mit der Stadtverwaltung und der Oberwaldschule unterschiedliche Filmprojekte durch.

Die Projektarbeit umfasste den Dreh kleiner filmischer Episoden, die die Künstlerinnen gemeinsam mit Bewohner:innen der Gemeinde entwickelten. Jede beteiligte Person stellte einen für sie besonderen Ort in der Gemeinde vor: etwa eine ehemalige, nun leerstehende Modellflugzeugfabrik, eine ehemalige Skisprungschanze, ein hart erkämpftes Vogelschutzgebiet, eine ehemalige Munitionsfabrik aus dem Zweiten Weltkrieg. Darauf aufbauend wurden Kostüme angefertigt, die dann in inszenierten Szenen zum Einsatz kamen. Die Künstlerinnen knüpften hierbei auch am Internetauftritt der Vogelsbergregion und der dort genutzten Definition von Heimat an: „Heimat heißt bei uns: aktiv und gut vernetzt. Miteinander.“ Vor Ort entstand schließlich eine sich zwischen Fiktion und Dokumentation bewegende Serie, die in der vermeintlichen Dorfidylle des Vogelsbergs spielt und Grebenhain und seine Bewohner:innen nicht nur symbolisch, sondern tatsächlich biografisch miteinander verbindet.

Ein Teil des Projektes wurde im Rahmen von „tanz + theater machen stark“ realisiert.

Theater Joschik

Das große Fest | 2021
Partner: Gemeinden Staufenberg, Lollar & Daubringen
Im dritten und letzten Residenzjahr wurde die Begegnung mit Menschen in Staufenberg, Lollar und Daubringen vertieft und die Arbeit unter neuen künstlerischen Vorzeichen weitergeführt. Die Zusammenarbeit mit dem Magistrat, der Jugendpflege der Stadt, der CBES Lollar, dem Kulturcafé und Verein IM-PULS wurde ebenfalls fortgesetzt. Auch diesmal arbeitete das Residenzteam interdisziplinär, intergenerational sowie tanz-, kunst- und kulturvermittelnd und verband dabei unterschiedliche Theatermittel.

Nach der Beschäftigung mit dem Werk Peter Kurzecks und seinen Themen Heimat und Bewahren standen nun das Erinnern und das Sammeln der damit verbundenen sinnlichen Eindrücke im Vordergrund: Was interessiert mich an einem Ort? Warum fühle ich mich hier wohl? Welches Essen, welche Musik verbinde ich mit welchen Orten und Geschichten, mit welchen Eindrücken? Welche Elemente gehören zu einem Fest, einer Aufführung? Wie entsteht Gemeinschaft?

Die Teilnehmenden fanden sich so auch inmitten der Natur zusammen und wählten gemeinsam den örtlichen Wald am Buchenberg zum Treff- und Schauplatz ihres Projektes. Von Mai bis September wurde hier thematisch geforscht, spielerisch improvisiert und geprobt. Zum Abschluss der Residenz wurde ein gemeinsames performatives Fest veranstaltet, zu dem Menschen aus der Umgebung eingeladen waren.

Projektzeitraum: Januar – Dezember 2021

KALTE FLEISCHWURST | 2020
Partner: Gemeinden Staufenberg, Lollar & Lumdatal
Peter Kurzeck (Alfred-Döblin-Preis) kam mit seiner Familie als Kind im Alter von drei Jahren als Vertriebener aus dem Sudetenland nach Staufenberg. Er hat in seinem literarischen Schaffen diesem Ort und seinen Erinnerungen an seine Kindheit in der Nachkriegszeit große Bedeutung beigemessen. Theater Joschik suchte diese Spuren, las Kurzecks Erzählungen. Durch Interviews sowohl mit Zeitzeug:innen als auch jetzigen Neu-Staufenberger:innen wurde die Verbindung ins Heute hergestellt.

Die Teilnehmenden im Alter von 17 bis 85 Jahren wurden miteinander und mit verschiedenen Kunstformen – Bewegung, Theater, Malerei – bekannt gemacht. In Gruppen wurden, je nach Lust und Talent, gemeinsam mit dem syrischen Maler Adnan Abd Al-Rahman, der Choreografin Ekaterina Khmara, der Zirkuspädagogin Angela Beppler, dem Theaterregisseur Matthias Faltz oder dem Musiker Michael Lohmann gearbeitet. Den inhaltlichen Ausgangspunkt bildeten dabei stets Kurzecks Themen: Bewahren, Heimat, Kunst.

Aufgrund der Pandemielage entschied sich das Residenzteam zum Abschluss des Projektes für eine Filmpräsentation. Aus „Kalte Fleischwurst“ wurde „Das Kleid meiner Großmutter“: Ein in Kooperation mit IM-PULS – Kulturpolitischer Arbeitskreis Staufenberg e. V. entstandenes Filmprojekt, das – ganz im Sinne Kurzecks – die Geschichten der Projektbeteiligten erzählt.

Auf der Mauer, auf der Lauer | 2019
Partner: Gemeinde Staufenberg
Gemeinsam mit Teilnehmenden der CBES Lollar, der August-Bebel-Gesamtschule Wetzlar, dem Kinder- und Jugendbüro sowie der Flüchtlingshilfe der Stadt Staufenberg wurde in drei Phasen gearbeitet, in denen sich die Teilnehmenden zunächst mit den verschiedenen Kunstformen vertraut machen und sich ausprobieren konnten. Spielerisch wurden im Anschluss die Möglichkeiten der Kunstformen in drei Gruppen – Raumgestaltung/Malerei, Bewegung/Tanz und Musik/Text/Sprache – ausgelotet. In der dritten Arbeitsphase wurde gemeinsam eine Performance zu den Themen Unterwegssein und Glückssuche entwickelt, in der Bildende und Darstellende Kunst ineinanderfließen. Die Abschlusspräsentation der Residenz wurde mit der FLUX-Austauschplattform 2019 verzahnt.

Theater Joschik arbeitete genreübergreifend: Der syrische Maler Adnan Abd Al-Rahman gestaltete mit den Teilnehmenden Räume und Orte und am Projektende das Bühnenbild, Ekaterina Khmara erarbeitete die Choreografien und Bewegungsabläufe und Matthias Faltz arbeitete mit Musik, Sprache und Text.

Kilincel & Schaper

SELFIE II | 2020
Partner: Gemeinde Schotten
Wie würde das Selfie einer Gemeinde aussehen? Was ist hier anders als in anderen Städten und Gemeinden und was ist gleich? Und was hat sich durch COVID-19 verändert?

Die Performancekünstlerin und Choreografin Tümay Kilincel und der Medienkünstler und Kulturschaffende Cornelius Schaper widmeten sich diesen Fragen in Schotten im Vogelsbergkreis. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort erforschten sie, wie das digitale Selbstbildnis der Stadt aussehen könnte, und sammelten in Gesprächen, Interviews und Workshops Themen, die den Bewohner:innen am Herzen liegen.

Das künstlerische Arbeiten im öffentlichen Raum wurde zu Pandemiezeiten in ein digitales Format umgedacht: Mit dem Material, das sie vor Ort einfingen, erstellte das Residenzteam unter dem Titel „Schotten 2020“ ein Selfie der Gemeinde – ein Mosaik der Stadt – in Form einer künstlerischen Webseite. Die Abschlusspräsentation bildete eine Schaufenster-Collage, die Passant:innen auf analogem Wege auf die Webseite hinwies und zum Besuch einlud.

Im Rahmen der FLUX-Kinderakademie entstand 2019 bereits das Projekt SELFIE. Diese Auseinandersetzung setzte das Team 2020 fort.

wil­lems­&ki­derlen

GHOSTWRITING ODENWALD | 2020
Partner: Gemeinde Lauterbach
In „GHOSTWRITING ODENWALD“ wurden willems&kiderlen zu Forscher:innen eines kollektiven Gedächtnisses von Landbewohner:innen aus Lauterbach. Sie fragten: Welche Geschichten wehen über die Äcker, welche Häuser und Höfe standen da, wo heute keine mehr stehen, wie war das Leben damals und wie haben sich die Menschen jetzt in ihrem Leben „eingerichtet“? Haben sie sich eingerichtet? Wie haben sie die Umbruchszeit nach dem Krieg in ihren Dörfern erlebt? Wie sind sie damit umgegangen? Welche Geschichten möchten sie weitergeben? Welche Bilder, welche Strophen und Erinnerungen sollen nicht vergessen werden?

Im Zentrum dieser nunmehr dritten FLUX-Residenz des Kollektivs stand eine mehrgenerationale Begegnung, in der die Erzählungen, Erinnerungen, Lebensgeschichten und Umbruchserfahrungen einer älteren Land-Generation erforscht, gesammelt und anschließend von einer jüngeren Generation performativ angeeignet und – pandemiebedingt filmisch – in Szene gesetzt wurden.

Der fertige Film wurde zum Abschluss der Residenz in Form einer Webseite mit dem Titel „Die Lautertal Protokolle von willems&kiderlen“ veröffentlicht.

Nischenland | 2019
Partner: Gemeinde Gadernheim
Im Kreis Gadernheim und Reichenbach begaben sich willems&kiderlen auf die Suche nach Nischen aller Art und wurden so zu Nischenforscher:innen: Eine Nische verstehen sie als Raum, der sich in einem anderen aufgetan hat, ein Zwischenraum, eine Einbuchtung, eine Vertiefung. Aus der städtischen Perspektive werden ländliche Räume immer mehr zu einer Nische, zu einem Lebensraum fernab des urbanen Mainstreams imaginiert. Aber auch aus ländlicher Perspektive biete das Land seiner Bevölkerung oft nischenartige Räume, die ihnen in der Stadt verwehrt bleiben würden.

Mit Interviewformaten und ländlichen Streifgängen gingen willems&kiderlen auf Menschen vor Ort zu, die sich selbst als Nischenbesetzer:innen beschreiben, und knüpften dafür auch an bestehende Kontakte zu den Bewohner:innen Gadernheims an. Die unterschiedlichen Perspektiven archivierten die Künstler:innen in Form von Erzählungen im Audio- und Videoformat. Zum Abschluss der Residenz wurde ein temporäres Wunder- und Kuriositätenkabinett im örtlichen Gasthaus zur Traube eröffnet, in dem die gefundenen Exponate vorgestellt und durch eine Lectureperformance mit Gastauftritten aus der ländlichen Bevölkerung verbunden wurden.

STADT_LAND_KIND | 2018
Partner: Gemeinde Gadernheim
Was ist dran an der viel gepriesenen Landkindheit, ihrer Romantisierung, aber auch ihren Chancen? Wie wachsen Kinder auf dem Land auf? Wie eignen sie sich den von Erwachsenen definierten Raum zwischen Schule, Freizeitangeboten, Maisfeldern, Pendelverkehr und Streifraum an? Wie interpretieren sie ihren Raum?

Kindheit ist nicht gegeben, sondern wird gemacht. Die Residenz „STADT_LAND_KIND“ umfasste eine künstlerische Untersuchung der Zuschreibungen von Kindheit auf dem Lande im Kontrast zur Kindheit in der Stadt. Das Residenzteam, bestehend aus Kim Willems, Meret Kiderlen und Ines Wuttke, hat einerseits die erwachsenen Bewohner:innen Gadernheims befragt: von Heubauer:innen, den Schulleiter und einen Kindheitsforscher bis hin zur Pfarrerin vor Ort. Andererseits unternahmen sie zahlreiche Streifzüge mit den Kindern durch das Land. Gemeinsam mit den Kindern erarbeiteten sie einen Audiowalk, der im Rahmen der Abschlusspräsentation vorgestellt wurde.

Ein Teil des Projektes wurde im Rahmen von „tanz + theater machen stark“ realisiert.

deWOR DRöGE

Denkstätte Raum | 2019
Partner: Gemeinde Mücke
Im Mai, Juli und August 2019 wurde die Gemeinde Mücke von dem Choreografinnen-Duo dEWOR DRöGE (Hannah Dewor und Wiebke Dröge) in Bewegung versetzt: Von ihrem Hauptquartier in der Halle am Bahnhof Merlau/Flensungen aus verwickeln die Choreografinnen Mücke in tänzerische, choreografische und installative Kunstaktionen drinnen und draußen.

Die Projektarbeit widmete sich insbesondere dem „Tanzwandern“. Gemeinsam mit den Bewohner:innen wurde der Vorgang des Wanderns erkundet, bei dem man in Interaktion mit der Natur, frischer Luft und unzähligen Schritten Gedankenprozesse ankurbelt oder zur Ruhe bringt. Wandern wurde hier verstanden als Alltagsinszenierung, als dramaturgischer Ablauf und als Choreografie mit Anfang und Ende. Zur Gestaltung der Wanderrouten wurden Kinder und Jugendliche, Gruppen und Institutionen aus der Gemeinde eingeladen. Während der Wanderungen entstanden ortsspezifische Choreografien und Performances – mal als fest inszenierte Orte, mal als situatives Geschehen, mal als Choreografie im öffentlichen Raum.

Einen weiteren Anknüpfungspunkt bildete die interaktive Lichtinstallation „DENKSTÄTTE“, die bereits im Rahmen der Luminale in Frankfurt gezeigt und nun von den Bewohner:innen Mückes umgestaltet wurde. Die Installation, realisiert in Zusammenarbeit mit dem Hard-und Softwaredesigner Robert Lach, widmet sich der Frage danach, wie „sich/wir/uns“ Gedanken bewegen. Mithilfe von Licht, Ton und Video übersetzten die Künstler:innen immaterielle Denkaktivität in erfahrbare Bewegungsaktivität.

Ein Teil des Projektes wurde im Rahmen von „tanz + theater machen stark“ realisiert.

LIGNA

Die Geheimnisse von Orb | 2019
Partner: Gemeinde Bad Orb
Die Geheimnisse von Orb verbargen sich in einer Serie von Plakaten, die im Bad Orber Stadtraum hingen. Auf den Plakaten war jeweils ein Bild von einer Bewohner:in aus Bad Orb zu sehen – mehrheitlich Kinder aus der Kinderinitiative. Sie waren maskiert wie Fantomas oder Zorro; sie trugen also eine schwarze Maske um die Augen, die ihnen ein geheimnisvolles Aussehen verlieh. Das Geheimnis, das sie verbargen, wurde in einem QR-Code dechiffrierbar. Jeder Code verbarg eine andere Geschichte: ein Hörstück oder einen Film, was zu einem Geheimnis von Orb führte. Sei es ein leeres, geheimnisumwittertes Haus, sei es eine persönliche Geschichte, ein Fragment der reichen Geschichte von Bad Orb oder ein Wunsch, der ungesagt bleibt, damit er sich in der Zukunft erfüllen kann. Die Bilder auf den Plakaten wurden durch die QR-Codes mit Stimmen und bewegten Bildern zum Leben erweckt.

Mit den Kindern der Kinderinitiative wurden die Inhalte dieser Plakate in einem längeren Prozess entwickelt. Es ging darum, die Stadt auch als Bühne begreifen zu lernen, auf der sich verschiedene Handlungen durchführen – und auf der sich ganz unterschiedliche Geschichten erzählen lassen.

Ein Teil des Projektes wurde im Rahmen von „tanz + theater machen stark“ realisiert.

Radio Orb & Radio Orb II | 2017 & 2018
Partner: Gemeinde Bad Orb
„Radio Orb“ war ein temporärer Radiosender, der im Herbst 2017 und 2018 auf Sendung ging. Das Studio wurde in einem leeren Ladengeschäft eingerichtet, gesendet wurde terrestrisch und per Internetstream. Der Schwerpunkt lag in der Durchführung mehrerer Radio-Shows, die live vor Ort produziert und gleichzeitig ausgestrahlt wurden. Es gab Spieleshows, bei denen die Bewohner:innen mitmachen konnten, und vieles mehr. Diese Shows bereitete die Performancegruppe mit einer Serie von Workshops vor, die vor allem Kinder und Jugendliche mit Grundlagen des Radios und der künstlerischen Radioproduktion vertraut machen sollten. Dabei ging es nicht zuletzt um die Spannung zwischen dem Sichtbaren (wie der Stadt) und dem Unsichtbaren (dem Imaginären), die durch das Radio beschworen werden kann. Zusammengearbeitet wurde auch in diesem Projekt wieder mit Kindern und Jugendlichen der Martinus-Schule und der Kinderinitiative Bad Orb.

Räuber – Ein Wirtshaus im Spessart | 2016
Partner: Gemeinde Bad Orb
LIGNA ist eine international renommierte Performancegruppe, die im In- und Ausland mit ihren Performances und Radioballetten gastiert. LIGNA besteht aus den Medien- und Performancekünstlern Ole Frahm, Michael Hüners und Torsten Michaelsen. Im Rahmen der Residenz gründete LIGNA ein „Wirtshaus“ in Bad Orb. Hier wurden Veranstaltungen, Workshops, Filmabende und Diskussionen durchgeführt.

Das Wirtshaus wird, wie es aus dem 19. Jahrhundert überliefert ist, von dem Mythos umwoben, ein Treffpunkt für Räuber zu sein, für Personen, die sich der Rechtsordnung entziehen. Es ist der Ort, an dem die Räuber die Überschreitungen der Rechtsordnung ausbaldowern, wo sie aber auch durch Spitzel verraten und gefasst werden können. LIGNA hat sich mit der Geschichte solcher Wirtshäuser, vor allem aber mit der Geschichte der Rechtsordnungen, die diese Orte produzierten, befasst, Material zu den Menschen gesammelt, die sich dort trafen und von dort aus durch die Dörfer und Städte zogen, und sie mit der Geschichte der Menschen, den Kindern und Jugendlichen, die heute in Bad Orb leben, verknüpft.

In Workshops arbeitete LIGNA mit Orber Grundschüler:innen und Jugendlichen. Anknüpfungspunkt war das Kinderspiel „Räuber und Gendarm“. Gearbeitet wurde mit Räuberzeichen, Handys, Sendern und Empfängern. Es entstand ein Audiowalk durch die Stadt.

Charis Nass Produktion

Reisebüro der vergessenen Träume | 2019
Partner: Gemeinde Erbach
Mit einem mobilen „Reisebüro der vergessenen Träume“ stellten sich die Künstler:innen Charis Nass und Michael Pieper einen Monat lang auf den Marktplatz in Erbach und luden die Bewohner:innen dazu ein, sich mittels Gesprächen und geführter Traumreise ihrer Träume und Wünsche bewusst zu werden. Ziel war es, die Bedürfnisse der Menschen vor Ort zu erkunden, die Fantasie und Kreativität der Reisebürobesucher:innen anzuregen und sie zu mehr Offenheit gegenüber Neuem zu animieren. Das Programm wurde ergänzt durch eine Lesung zum Thema Träume im Erbacher Lustgarten und eine Abschlussveranstaltung auf dem Erbacher Marktplatz.

Auf der Suche nach dem verlorenen Lächeln | 2018
Partner: Gemeinde Erbach
Charis Nass studierte Schauspiel an der Folkwang Universität in Essen und lebt in Erbach im Odenwald. In ihrer Residenz erforschte sie gemeinsam mit Michael Pieper in ihrem Heimatort und in Michelstadt, was die Menschen zum Lächeln bringt und warum vielen heutzutage das Lächeln verloren geht. Mittels Recherche, Austausch mit den Bewohner:innen und spielerischen Aktionen an verschiedenen Orten verfolgten die Künstler:innen Spuren und fragten nach den Bedingungen für ein glückliches Leben. Hemmt uns die Angst vor Bedrohungsszenarien am Lächeln und Glücklichsein? Wird in ländlichen Räumen mehr gelächelt als in Ballungsräumen und Städten? Wie verändert sich der „öffentliche Raum“ im digitalen Zeitalter? Hat das Emoji das Lächeln ersetzt?

In der Residenz wurden persönliche Geschichten ebenso beleuchtet wie gesellschaftliche Rahmenbedingungen und medial vermittelte Wirklichkeitskonstruktionen. Aktionen, Lesungen, Workshops und ein Hoffest rahmten das Projekt. In einem mobilen „Fundbüro des verlorenen Lächelns“ konnte nach dem eigenen Lächeln Ausschau gehalten werden.

Schwalm-Odenwald-Connection | 2017
Partner: Gemeinde Erbach

Hirsch & Co.

Magnetfeld Eisenbach 03 | 2019
Partner: Gemeinde Eisenbach
Die Musikerin und Theatermacherin Anka Hirsch lebt in Eisenbach. Das Thema ihrer Residenz 2019 waren Linien, Grenzen, Räume und ihre Überquerungen.
Das Projekt bewegte sich zwischen den Polen ländlicher Raum – städtischer Raum, zwischen verschiedenen Kunstsparten, verschiedenen Kulturen, Orten und Landschaften. Bereits 2018 arbeitete Anka Hirsch mit dem Stadtmarketing Lauterbach, dem Kulturverein Lauterbach und dem Eisenbacher Sommer-Kulturfestival zusammen. Diese Kooperationen wurden 2019 intensiviert.

Texte, Theater, Musik, Räume und Objekte wurden in Workshops, Ortsbespielungen, Aktionen im öffentlichen Raum, Präsentationen und Performances, einem Konzert und einem Symposion erforscht und realisiert. Die Bildende Kunst stand im Fokus der gemeinsamen künstlerischen Arbeit und setzte neue visuelle Akzente am Ort. Die öffentliche Präsentation der Workshopergebnisse bildete zugleich die Eröffnung des 9. Eisenbacher Sommer-Kulturfestivals.

Magnetfeld Eisenbach 02 | 2018
Partner: Gemeinde Eisenbach
Wie ist es, die Welt aus den Augen der Tiere zu sehen? Was und wie hört ein Baum? Wie ist es, ein Stein zu sein? Was und womit singt der Bach? Wie ist es, der, die, das Andere zu sein?

In Eisenbach bei Lauterbach entstand im Sommer 2018 erneut ein künstlerisches Magnetfeld. Im Mittelpunkt stand diesmal die Erfahrung mit der Natur. In Workshops, einem Symposium, einer Sommer-Akademie, bei Konzerten, Ausstellungen und Performances begegneten Menschen aus der Region ortsansässigen Kulturschaffenden und Gästen aus der Stadt. Gemeinsam erlebten sie das Magnetfeld Eisenbach und erkunden künstlerisch die Besonderheiten der sie umgebenden Natur. Dabei wurden die Grenzen der eigenen Erfahrungen ausgelotet – und überschritten: mithilfe der eigenen Wahrnehmung, aber auch mit den Mitteln von Musik, Theater und Bildender Kunst. Künstlerisch forschend wurden außerdem die Merkmale und Qualitäten regionaler kultureller Arbeit erkundet.

Magnetfeld Eisenbach | 2017
Partner: Gemeinde Eisenbach
Eisenbach bei Lauterbach ist ein besonderer Ort: Es liegt in einem Park umgeben von zahlreichen Gebäuden in einer Landschaft zwischen Vulkan-, Basalt- und Sandstein. Die Musikerin und Theatermacherin Anka Hirsch lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Eisenbach. Mit der Residenz „Magnetfeld Eisenbach – Anziehung, Aufladung, Ausstrahlung“ sollten verschiedene Projekte mit den beteiligten Menschen zusammengeführt werden, um unter künstlerischen Aspekten gemeinsam aus verschiedenen Zusammenhängen heraus in vielgestaltige Richtungen zu wirken. Die Residenz wurde durchgeführt in Kooperation mit dem Theaterlabor INC. Darmstadt, den Schottener Sozialen Diensten, dem Treffpunkt FreiRaum, B24, dem Jugendtreff und der Stadtjugendpflege Lauterbach, mit dem Autor Norbert Ebel und der Musikgruppe Acht Ohren. Zusammengearbeitet wurde auch mit jungen Geflüchteten, die in Lauterbach leben.

Das Magnetfeld baute sich langsam auf, es war eine Kunst der kleinen Schritte. Jeden Sonntagabend gab es über Facebook eine Videobotschaft zur Residenz. Als Abschluss der Projektarbeit fanden Präsentationen und Performances im Rahmen des 7. Eisenbacher Sommer-Kulturfestivals statt.

helfer­­syndrom & Institut für Alltags­­forschung

Zukunftstraumagentur III | 2019
Partner: Gemeinde Büdingen
Das Künstlerkollektiv, bestehend aus Steffen Popp und Jörg Thums, kehrte ein drittes Mal nach Büdingen zurück, diesmal mit einem rollenden Büro, und wollte herausfinden, was vom 10-Punkte-Plan für das Büdingen der Träume inzwischen realisiert worden war. Gewissermaßen blickten die Theaterschaffenden in die Zukunft und ließen einige der aufgestellten Forderungen in performativen Settings real werden. Zum Beispiel: als Ersatz für das neue Hallenbad ein öffentliches Planschbecken in Orange am Marktplatz aufstellen, ein Open-Air-Kino zum Thema Traum veranstalten und FLUX-Theatergastspiele an den Ort bringen und Geflüchtete sowie die Bewohner:innen dazu einladen. Darüber hinaus wurden vom mobilen Büro aus Audiowalks angeboten.

Die Erfahrungen mit der Zukunftskraft der Träume sollten vor allem den Kindern als Zukunftsgeneration zugutekommen und diese zu zentralen Akteur:innen werden lassen. In Workshops wurden sie zu Luftschmied:innen ihrer eigenen Luftschlösser ausgebildet, die sie im Anschluss selbst bauten. Insbesondere wurden dabei auch Wünsche und Ideen für eine „Büdinger Luftschlosserei“ entworfen, eine öffentliche Traumbehörde der Stadt, die vier Wochen „in Betrieb“ war: Sie verortete sich in einem Leerstand, und die Kinder als Zukunfts-Chef:innen sahen in ihrer eigenen Traumbehörde regelmäßig nach dem Rechten, vergaben Noten für die Traumrealisierungen, nahmen Verbesserungen vor und dachten sich neue Hirngespinste und Aufträge aus. Aus der utopischen Fantasie wurde für vier Wochen „gespielte“ Realität. Am Ende wurden die Ergebnisse der künstlerischen Arbeit von und mit den Kindern in einer teils szenischen Abschlusspräsentation zusammengefasst.

Traumpanorama Büdingen | 2018
Partner: Gemeinde Büdingen
Im Rahmen der Residenz „Zukunftstraumagentur“ entstand 2017 ein Traumpanorama Büdingens – Traumsammlung und Zukunftsvorhersage in einem. 2018 konnten Büdinger Schüler:innen und Bewohner:innen jeden Alters sowie Gäste der Stadt diese bei einem Stadtspaziergang von einer anderen Seite belauschen und kennenlernen. Das Residenzteam und das Theater ohne doppelten Boden aus Büdingen führten durch die Stadt und machten an verschiedenen Orten die Träume und Wünsche der Einwohner:innen hörbar.

Zukunftstraumagentur II | 2017
Partner: Gemeinde Büdingen
Was, wenn die Zukunft schon stattfindet – in unseren Träumen? Und was, wenn man die Zukunft Büdingens schon vorträumen kann? Bereits 2016 war die „Zukunftstraumagentur“ mit ihrem Traummobil in Büdingen unterwegs. Nun kehrte sie zurück, um die Träume von Büdingen sicht- und vor allem hörbar zu machen.

Das Künstlerkollektiv helfersyndrom / Institut für Alltagsforschung (Rahel Seitz, Steffen Popp, Jörg Thums), das sich seit nunmehr drei Jahren mit der Zukunftskraft der Träume beschäftigt, war in Büdingen mit einem Bett unterwegs, das auf den unterschiedlichsten Plätzen aufgestellt wurde. Die Theaterleute boten Büdinger Kindern und Jugendlichen eine Grundausbildung im Träumesammeln: Wie, warum und worüber träumen wir überhaupt? Wie kann ich meine Träume einfangen und aufzeichnen? Welches Outfit, welche Ausrüstung, welche Techniken haben Traumagent:innen zur Verfügung? Mit welchem Auftrag sind Traumagent:innen im Einsatz, welchen „Machenschaften“ sind sie auf der Spur und welcher Geheimgemeinschaft gehören sie an?

Nach dem Traumagent:innentreffen in der Büdinger Grundschule fand eine Traumagent:innen-Weiterbildung in der Schule am Dohlberg statt. Auch die Träume und Wünsche der Erwachsenen wurden in Traumbriefkästen eingesammelt. Sie waren ebenfalls eingeladen, an den wöchentlichen Agent:innentreffs teilzunehmen. Am Ende war eine kleine Traumsammlung und zugleich Zukunftsvorhersage entstanden, die feierlich der Öffentlichkeit übergeben wurde.

Zukunftstraumagentur | 2016
Partner: Gemeinde Büdingen
Das Künstlerkollektiv helfersyndrom / Institut für Alltagsforschung, bestehend aus Rahel Seitz, Steffen Popp und Jörg Thums, waren mit der mobilen „Traumsonde“, einem speziell ausgestatteten Wohnwagen, in Büdingen unterwegs, um eine „Zukunftstraumagentur“ aufzubauen. Schüler:innen, Altenheimbewohner:innen und Lebenskünstler:innen waren eingeladen, einen Austausch zwischen den Generationen, ein vages Bild der gemeinsam erträumten Zukunft der Büdinger Region entstehen zu lassen.

Die Residenzwidmete sich der Frage, ob es noch positive Visionen in einer angeblichen visionsfreien Gesellschaft gibt: Was, wenn die Zukunft schon stattfindet – in unseren Träumen? Was, wenn wir unsere Träume untereinander teilen? Was, wenn auf diese Weise eine große Traumsammlung entsteht? Was, wenn diese Träume die Welt verändern? Ziel der Zukunftstraumagentur war es, verschiedene Akteur:innen in ländlichen Räumen, die sich selbst als Zukunftsexpert:innen oder als an Zukunftsknoten „arbeitend“ und „handelnd“ verstehen, zu Traumagent:innen auszubilden und dabei die eigenen Träume ernst zu nehmen.

and­­partners­­incrime

Jump the Fence | 2018
Partner: Gemeinde Nidda
Im Wetteraukreis in Nidda beforschte das Residenzteam, bestehend aus Eleonora Herder, Tim Schuster und Saeed Sedaghat, das Thema Grenzen, die sie, seien sie politischer, körperlicher, psychologischer, ästhetischer oder geografischer Natur, als biografische Gemeinsamkeit verstehen: 2015 flüchtete Saeed Sedaghat aus dem Iran nach Deutschland, und Eleonora Herder arbeitete im Rahmen der Recherche zur gemeinsamen Performance „ARE YOU THERE. Teheran / Frankfurt“ in seinem Heimatland. Die Residenz knüpfte an dieser Kollaboration an.

Das Künstlerkollektiv sammelte Geschichten, lief Grenzen ab, entdeckte, analysierte und verschob neue Grenzen. Dieser offene Prozess wurde durch Workshops, Vortragsreihen und Filmabende gerahmt. Durchgeführt wurden auch öffentliche Veranstaltungen mit geladenen Expert:innen – Bewohner:innen von Grenzorten, Grenzschützer:innen, Politikwissenschaftler:innen, Grenzverletzer:innen, Geflüchtete –, die Inputs zu bestimmten thematischen Schwerpunkten gaben. Am Ende der Residenz stand eine Versuchsanordnung möglicher Grenzüberwindungsübungen, die gemeinsam mit den Bewohner:innen Niddas erarbeitet wurden.

ongoing project

Papiertiger | 2018
Partner: Gemeinde Homberg
„Papiertiger“ war ein Residenzprojekt für Homberg (Efze) und nahm Bezug auf das Buch „‚Der Freiheit jüngstes Kind‘: ‚1968‘ in der Provinz. Spurensuche in Nordhessen“. Ausgehend von der sogenannten Homberger Gegenschule, die für wenige Wochen im Jahr 1968 an verschiedenen Orten in Homberg Aufklärungsseminare für Schüler:innen und Bürger:innen durchführte, eröffnete ongoing project das Atelier „Papiertiger“ als Begegnungsort, Seminarraum und Zahl-Wie-Viel-Du-Willst-Kneipe im Herzen von Homberg.

In der Atelierkneipe begegneten sie zwanglos Bewohner:innen Hombergs und kamen ins Gespräch über die kollektive und die individuelle Erinnerung an die Ereignisse von 1968, die die Bundesrepublik so sehr geprägt haben. Zugleich machten sie im Landkreis Schwalm-Eder Orte ausfindig, an denen die 68er-Revolte eine Rolle spielte, um hieraus ein Audiowalkprojekt für die Region zu entwickeln.

European Ministry of Culture | 2015
Partner: Radko-Stöckl-Berufsschule Melsungen
Fünf Theaterkünstler:innen des ongoing project aus Gießen bezogen für drei Monate einen Container auf dem Schulgelände der Radko-Stöckl-Berufsschule in Melsungen und gründeten gemeinsam mit den Schüler:innen ein „European Ministry of Culture“. Sie versammelten sich und entwarfen Ideen für ein zukünftiges Europa, die sich von offizieller Politik unterscheiden. Sie fragten danach, wie Europa verfasst sein könnte und entwarfen dabei auch die europäische Kulturpolitik neu. Die Arbeitsprozesse mündeten in eine Radiosendung, die dann in der Region live gesendet wurde.

die kollektiv­­schläfer

LUDO – Ich spiele, also bin ich | 2017
Partner: Gemeinde Großenlüder
Das Residenzprojekt von Hannah Schassner, Theaterregisseurin und Dramaturgin, und Annika Keidel, Tänzerin und Choreografinn trug den Titel „LUDO“ und nahm seinen Anfangspunkt bei dem Ortsnamen Großenlüder: „Lüder“ – „Ludere“ – „Ludo“ – „Spielen“. Die ganze Gemeinde wurde zu einem Spielplatz für Jung und Alt. Mit der Metapher des Spiels machten sie den Ort Großenlüder für die 3000 Bewohner:innen des kleinen Städtchens Nähe Fulda neu erkund- und damit neu bespielbar. Hierfür schufen sie eine Kunstfigur: Ludo.

Wer ist Ludo? Das war das Rätsel, das es gemeinsam mit den Bewohner:innen zu lösen galt. Ludo wurde von ihnen selbst erschaffen und spiegelt wider, was die Menschen in der Gemeinde bewegt.

SLEEP! | 2016
Partner: Gemeinde Großenlüder
Die kollektivschläfer, bestehend aus Annika Keidel, Tänzerin und Choreografin aus Mannheim, und Hannah Schassner, Regisseurin und Dramaturgin aus Frankfurt am Main, erforschten in der temporären Residenz künstlerisch die schönste Sache der Welt: das Schlafen und den Schlaf.

Die künstlerische Arbeit war zwischen zeitgenössischem Tanz und Sprech-Theater angesiedelt, denn auch im Schlaf sind die Grenzen zwischen Bewegung und Bewegungslosigkeit, zwischen Gedanken und Gedankenlosigkeit sowie zwischen Sprache und Sprachlosigkeit beinahe fließend. Sie installierten im Rahmen der Residenz ein „Schläferbüro“ mit Öffnungszeiten und planten zahlreiche Veranstaltungen: Pyjama-Partys, Nacht-Lesungen, gemeinsames In-den-Schlaf-fallen, Schlaflied-Konzerte, Werkschauen mit Kaffee-Orgien, eine Kunstkantine und vieles mehr. Das Residenzprojekt wurde in den Räumen des alten Rathauses in Altheim und in Zusammenarbeit mit dem ARThaus realisiert. Die kollektivschläfer erarbeiteten ausgehend von ihren Forschungs- und Rechercheergebnissen anschließend die mobile Performance „halbschlafvollmondgeflüster“.

3 hasen oben

Schwalm-Odenwald-Connection | 2017
Partner: Schwälmer Gemeinden
Sind wir gut vorbereitet, sind wir umfassend informiert, sind unsere Persönlichkeitsrechte geschützt, sind Demokratie oder Menschenrechte in Gefahr? Die weltweiten politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen gehen an den Wenigsten spurlos vorüber. Und so fragten sich vier Theaterkünstler:innen gemeinsam mit Jugendlichen aus der Region: Kann man nix machen?! …Doch. Zum Beispiel Zeit miteinander verbringen und verrückte Ideen umsetzen. Geplant wurde eine Gerichtsshow. Angeklagt: Alles, was die Jugendlichen ärgert und wütend macht.

Charis Nass und Michael Pieper leben in Erbach im Odenwald, Klaus Wilmanns und Silvia Pahl (Theater 3 hasen oben) leben seit vielen Jahren in Immichenhain in der Schwalm. Sie kennen das Leben auf dem Land in all seinen Facetten. Im Rahmen der Sommerwerkstatt „Schwalm-Odenwald-Connection“ setzten sie sich gemeinsam mit Jugendlichen mit der Frage auseinander, wie sich Meinungen und Informationen in unserer digitalisierten und schnelllebigen Welt verbreiten. Sie stellten aber auch die Frage danach, wie man in ländlichen Räumen tragfähige Communities bilden kann.

How to build a happening? | 2016
Partner: Schwälmer Gemeinden
2016 setzte das Theater 3 hasen oben die Zusammenarbeit mit jungen Menschen aus der Region fort. Die während des Residenzprojektes 2015 begonnene Zusammenarbeit mit Maximilian Buck und Sara Üfler, die beide in der Schwalm aufgewachsen sind und dort leben, regte die Theaterleute an, sich mit dem Thema Leistung und dem damit verbundenen Stressfaktor zu beschäftigen. In der Sommerresidenz hielten die beteiligten Jugendlichen die hektische Welt für einen Augenblick an. Sie hörten einander zu und vertrauten auf ihre Ideen und die spontanen Kunstaktionen, die aus dem Impuls und dem Nichtstun heraus entstanden. Das Residenzteam ging der Frage nach, was in einer künstlerischen Arbeit entstehen kann, wenn man sich darin übt, nicht im herkömmlichen Sinn zu leiten und nicht ergebnisorientiert zu arbeiten.

Am Ende der Residenz stand eine Präsentation im Schlosspark in Loshausen, mit Installationen, Einblicken in die Gedankenwelt der Jugendlichen, gesellschaftskritischen Reflexionen und einer Sammlung von Erfahrungen zu „How to build a happening?“. Klaus Wilmanns hielt in einem musikalischen Künstlertagebuch die Erfahrungen und den Klang jedes einzelnen Tages fest. Das Theater 3 hasen oben wurde 2016 für seine Arbeit in ländlichen Räumen mit dem Hessischen Demografie-Preis ausgezeichnet.

LOST – Gehen oder Bleiben? | 2015
Partner: Schwälmer Gemeinden
„LOST – Gehen oder Bleiben“ war das Motto der Residenz des in Immichenhain ansässigen Theaters 3 hasen oben. Im Rahmen der Residenz wurde von dem Residenzteam eine Intervention in und für die Region entwickelt: eine fiktive Theater-Nachrichten-Reportage, für die Jugendliche über ihr Leben auf dem Land interviewt und als Darsteller:innen vor der Kamera standen. Zwei Residentinnen, Sophie Bernhardt und Katharina Berger, unterstützten das Theater bei der Recherche, Entwicklung und Inszenierung der Reportage. Zu sehen war diese am 5. August 2015 im Schlossgarten von Loshausen.

Sommerwerkstätten mit Kindern und Jugendlichen aus den Schwälmer Gemeinden schlossen sich an. Die Werkstätten waren Teil des Gesamtprogramms „Expeditionen vor der Haustür“ und wurden von Regionalentwicklungsgesellschaft Schwalm-Aue im Rahmen des „LEADER“-Programms Brüssel gefördert.

Keller-Metje & Keidel

Kulturweberei | 2015
Partner: Gemeinde Schlitz
„Kulturweberei“, so der Titel des Projektes der Regisseurin Dina Keller-Metje und der Choreografin Annika Keidel, das die beiden Theaterkünstlerinnen in dem ehemaligen Weberstädtchen durchführten. Mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen kuratierten sie Schlitz und woben in einer Spinnweberei Fäden und Ideen für die Zukunft in der Stadt. In einem kleinen Laden, der lange Zeit in Schlitz leer stand, versuchten sie sich Schritt für Schritt mit den Ortsansässigen zu verweben. Künstler:innen auf der Durchreise konnten bei ihnen einkehren und die Arbeit begleiten. In kleinen Werkstätten ermutigten sie die Kinder und Jugendlichen mitzumischen.

Theater­­Gruene­­Sosse

Per Pedale | 2015
Partner: Gemeinde Steinau
Das TheaterGrueneSosse (Detlef Köhler und Verena Specht-Ronique) ging gemeinsam mit Steinauer Jugendlichen per Pedale auf Spurensuche. Mit dem Rad erkundeten sie die Region und sammelten dabei die Geschichten vor der Haustür, und mit dem Kennenlernen des Kulturraums und seiner Besonderheiten wurde die eigene, oft mit „toter Hose“ bezeichnete Heimat neu vermessen. Doch nicht nur Raumerkundung und Raumerforschung, sondern auch das Fahrrad selbst als Fortbewegungsmittel standen in Zentrum dieser Residenz.

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